Fast nichts löst eine kontroversere Diskussion aus, wie die Frage um die Bedeutung des 4. Gebots. Folgende Zitate von katholischen Sprechern oder Schriftstücken sollen uns dabei Aufschluss geben. Zitat Nr. 17 stammt von Joseph Ratzinger.
Zitat 1 "Der Sonntag ist eine katholische Einrichtung und dessen Heilighaltung kann aufgrund katholischer Grundsätze gerechtfertigt werden. ...Von Anfang bis Ende der heiligen Schrift gibt es nicht einen einzigen Abschnitt, der die Verlegung des wöchentlichen Ruhetages von dem letzten Tag der Woche auf den ersten rechtfertigt."
The Catholic Press, Sydney, Australien, August 1900
Zitat 2 "Es ist gut, die Presbyterianer, Baptisten, Methodisten und alle anderen Christen daran zu erinnern, dass die Bibel sie in keinster Weise in ihrer Sonntagsfeier unterstützt. Der Sonntag ist eine Einrichtung der röm. katholischen Kirche und diejenigen, die den Tag heilig halten, folgen einem Gebot der katholischen Kirche."
Priester Brady, in Elizabeth, N.J. "News" 18. März 1903
Zitat 3 "Der Protestantismus, indem er die Autorität der (röm. katholischen) Kirche abweist, hat keine guten Gründe für seine Sonntagstheorie. Er sollte logischerweise den Samstag als Sabbat halten."
John Gilmary Shea, in "American Catholic Quarterly Review", Januar 1883
Zitat 4 Frage: Gibt es irgendeine andere Möglichkeit zu beweisen, dass die (katholische) Kirche die Macht hat, Feiertage als ein göttliches Gebot einzusetzen?
Antwort: Hätte sie nicht diese Macht..., hätte sie nicht den Samstag, den siebenten Tag, durch die Feier des Sonntags, dem ersten Tag der Woche, ersetzen können - eine Änderung, für welche es keine biblische Autorität gibt.
Stephan Keenan, in "A Doctrinal Catechism", S. 176
Zitat 5 "Die Vernunft und der gesunde Menschenverstand machen die Annahme der einen oder anderen Alternative erforderlich: entweder Protestantismus und die Heilighaltung des Samstages oder Katholizismus und die Heilighaltung des Sonntages. Ein Kompromiss ist unmöglich."
In "The Catholic Mirror", 23. Dezember 1893
Zitat 6 "Gott gab seiner (katholischen) Kirche die Macht, irgendeinen Tag zu nehmen und ihn als einen heiligen Tag anzuerkennen, wenn sie es für richtig hält. Die Kirche wählte den Sonntag, den ersten Tag der Woche, und im Laufe der Zeit hat sie noch andere Tage als Feiertage hinzugefügt."
Vincent J. Kelly, in "Forbidden Sunday a. Feast-Day Occupations",S.2
Zitat 7 "Die Protestanten... akzeptieren lieber den Sonntag als den Samstag als öffentlichen Ruhetag, nachdem die katholische Kirche die Änderung vorgenommen hat.... Aber der protestantische Verstand scheint sich nicht darüber im klaren zu sein, dass er... durch die Beachtung des Sonntags die Autorität des Wortführers für die Kirche, den Papst, anerkennt."
In "Our Sunday Visitor", 5. Februar 1950
Zitat 8 "Nicht der Schöpfer des Universums aus 1. Mose 2, 1-3, sondern die katholische Kirche "kann die Ehre für sich beanspruchen, dem Menschen in seiner Arbeit alle sieben Tage eine Pause zu gönnen."
S.D. Mosna, in "Storia della Domenica", 1969, S. 366-367
Zitat 9 "Wir haben auf dieser Erde den Platz des allmächtigen Gottes."
Papst Leo XIII, im "Encyclical Letter", 20. Juni 1894
Zitat 10 "Der Papst ist nicht nur der Stellvertreter Jesu Christi, sondern er ist Jesus Christus selbst - versteckt unter dem Schleier des Fleisches."
In "The Catholic National", Juli 1895
Zitat 11 "Wenn Protestanten der Bibel folgen würden, müssten sie Gott am Sabbattag anbeten. Indem sie den Sonntag halten, folgen sie einem Gesetz der katholischen Kirche."
Albert Smith, Chancello of the Archdiacese of Baltimore, 10.02.1920
Zitat 12 "Wir erklären, dass der Heilige Apostolische Stuhl (der Vatikan) und der röm. katholische Papst, das Primat über die ganze Welt innehat."
Ein Erlass des Konzils von Trent, in "The Most Holy Councils", Band 13, Sp. 1167
Zitat 13 "Es war die katholische Kirche, die durch die Autorität Jesu Christi diese Ruhe (von dem biblischen Sabbat) auf den Sonntag verlegt hat. ... Deshalb ist die Heilighaltung des Sonntag durch die Protestanten eine Huldigung, die sie unwillkürlich der Autorität der (katholischen) Kirche erweisen."
Monsignor Louis Segur, in "Plain Talk about the Protestantism of Today", S. 213
Zitat 14 "Wir halten statt des Samstags den Sonntag, weil die katholische Kirche die Heiligkeit des Samstags auf den Sonntag übertragen hat."
Peter Geiermann CSSR, in "A Dochtrinal Catechism", 1957 Edition, S. 50
Zitat 15 "Wir Katholiken haben für die Heilighaltung des Sonntags, anstatt des Samstags, somit genau die gleiche Autorität, wie wir sie für jeden anderen Artikel unseres Glaubensbekenntnisses haben - nämlich die Autorität der Kirche - ... wogegen Ihr Protestanten dafür absolut keine Autorität besitzt; denn es gibt dafür (für die Sonntagheiligung) in der Bibel keine Autorität, und Ihr werdet nicht zulassen, dass es irgendwo anders eine Autorität dafür geben kann. Wir beide, Ihr und wir, folgen in dieser Sache in Wirklichkeit der Tradition, aber wir folgen ihr, indem wir von ihr annehmen, dass sie ein Teil des Wortes Gottes ist und dass die (katholische) Kirche der von Gott bestimmte Wächter und Ausleger ist; Ihr folgt ihr (der katholischen Kirche), obwohl Ihr sie ständig als einen fehlbaren und hinterhältigen Führer denunziert, der oftmals die Gebote Gottes aufhebt. Dabei zitiert Ihr Matthäus 15, 6."
The Brotherhood of St. Paul, in "The Clifton Tracts", Vol. 4, Tract 4, S. 15
Zitat 16 "Die Kirche wechselte vom Halten des Sabbats auf den Sonntag aufgrund der göttlichen, unfehlbaren Autorität, die ihr von ihrem Gründer Jesus Christus uns gegeben wurde. Der Protestant, der behauptet die Bibel als die einzige Richtschnur des Glaubens zu nehmen, hat kein Recht, den Sonntag zu halten. In dieser Sache ist der Siebente-Tags-Adventist der einzige widerspruchsfreie Protestant.
In "The Catholic Universe Bulletin", 14. August 1942, S. 4
Zitat 17 "Wir hatten gesehen, daß der Sabbat das Zeichen des Bundes in die Zeit einträgt, Schöpfung und Bund miteinander verknüpft. Diese Grundordnung, die auch in den Dekalog eingegangen ist, blieb als solche selbstverständlich im Christentum bestehen. Aber nun war durch Menschwerdung, Kreuz und Auferstehung der Bund auf eine neue Stufe gehoben worden, so sehr, daß jetzt von "neuem Bund" die Rede sein muß. Gott hatte noch einmal und neu gehandelt, um dem Bund seine universale Weite und seine endgültige Form zu geben. Dieses Handeln hatte aber mit dem Wochenrhythmus zu tun: Sein Höhepunkt, auf den alles andere ausgerichtet war, war die Auferstehung Jesu "am dritten Tag". Bei unseren Überlegungen über das Abendmahl haben wir gesehen, daß Abendmahl, Kreuz und Auferstehung zusammengehören - daß die Hingabe Jesu bis in den Tod hinein den Abendmahlsworten ihren Realismus gibt, aber daß diese Hingabe sinnlos wäre, wenn der Tod das letzte Wort hätte. So wird erst durch die Auferstehung der neue Bund voll: Nun ist der Mensch für immer Gott geeint. Nun sind sie beide wirklich unauflösbar miteinander verbunden. So ist der Auferstehungstag der neue Sabbat. Er ist der Tag, an dem der Herr unter die Seinen tritt und sie in seine "Liturgie", in seine Verherrlichung Gottes einlädt und sich ihnen austeilt. Der Morgen des "dritten Tages" wird die Stunde des christlichen Gottesdienstes. Augustinus hat vom Zusammenhang zwischen Abendmahl, Kreuz und Auferstehung her gezeigt, wie durch deren innere Einheit das Abendmahl ganz selbstverständlich zum Morgenopfer wurde und gerade so der Auftrag der Abendmahlsstunde sich erfüllt. Der Übergang vom Alten zu Neuem Bund zeigt sich sinnenfällig gerade im Übergang vom Sabbat zum Auferstehungstag als dem neuen Bundeszeichen; der Sonntag nimmt dabei den Sinngehalt des Sabbalts von selber in sich auf. Für diesen Tag gibt es drei verschiedene Benennungen: Vom Kreuz her gesehen ist es der dritte Tag; im Alten Testament war der dritte Tag als der Tag der Theophanie, als der Tag des Eintretens Gottes in die Welt nach der Zeit der Erwartungen gangesehen worden. Vom Wochenschema her ist es der erste Tag der Woche; schließlich haben die Väter aber auch noch die Erwägung angefügt, daß es, von der ganzen vorausgegangenen Woche her gesehen, der achte Tag ist."
Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.): Der Geist der Liturgie. Eine Einführung, 5. Auflage, Freiburg - Basel - Wien 2000, S. 82 f.
Hinweis: Die Zitatsammlung (1-16) stammt aus "Was steckt hinter der neuen Weltordnung?" von Verdere Informatie, Niederlande.